~~DISCUSSION~~
Wir leben NOCH nicht mehr im Mittelalter. (Aus Religion und Gesellschaft)
Da auf dieser dämlichen dradio-Seite natürlich kein Eintrag zur eben gelaufenen Sendung "Studiozeit - aus Religion und Gesellschaft - Glocken contra Muezzin" zu finden ist, kann ich auch nicht darauf verweisen. Jedenfalls lief eben besagte Sendung (und man könnte sich natürlich fragen, warum die Redaktion oder die (christiliche) Kirche oder wer immer für die Sendung verantwortlich ist kein Interesse daran hat, dass man die Sendung verlinken kann, denn Links sind ja ebenso wie Religionen eine Weltanschauung) und das Thema der Sendung war, muslimische Gotteshäuser vs. christiliche bzw. wo Religionsfreiheit aufhört und anfängt und wie laut und oft ein Muezzin innerhalb einer "über Jahrunderte christliche geprägten" (so hat es wohl das Bundesverfassungsgericht mal formuliert) Wohnsiedlung zum Gebet rufen darf. während Kirchenglocken munter vor sich hin flöten dürfen. Auch der Religionsunterricht kam zur Sprache und Vorschläge von Politikern den Muslimen doch mit legislativen Gesten entgegenzukommen, um die Freundlichkeit und Offenheit der deutschen Gesellschaft zu zeigen, woraufhin muslimfeindlichekritische Stimmen zu Wort kamen und deren Senf dazu zittiert wurde, dass fremde Religionen doch bitteschön dort zu bleiben hätten, wo der Pfeffer wüchse sie herkämen. Während der ganzen, circa dreißigminütigen Sendung, habe ich mich gefragt, warum denn niemand einfach mal einwendet, dass es eigentlich ganz einfach ist, diese Probleme zu lösen. Dass es überhaupt nicht darum geht, ob es Muslime sind oder Christen. Dass die Frage doch vielmehr lautet, wie ein Staat insgesamt gedenkt, mit derlei Irrationalitäten wie es Religionen nunmal sind, umzugehen? Ob er möchte, dass "seine" Kinder in "seinen" Institutionen überhaupt mit so etwas konfrontiert werden? Was eine wirkliche Trennung von Religion und Staat bedeuten würde? Für die Christen, für die Muslimen, für alle Gläubigen? (Denn auf andere Religionen wurde nicht eingegangen.) Und welcher Ruf vom Turm einer Kirche der vereinigten Kirche des fliegenden Spaghettimonsters zu hören wäre? Ich will mich nicht darüber lustig machen. Die Beteiligten selbst machen sich unglaubwürdig, in dem sie solche unkonsquenten Diskussionen führen und solche unkonsequenten Sendungen produzieren. Obige Fragen schrien mir förmich entgegen und der Verdacht liegt nahe, dass es den Produzenten (oder Verantworlichen) eben nicht so ging. Das allerdings, finde ich dann wirklich bendenklich. Entweder wird hier gewollt so getan, als gäbe es eine Religion die "more equal" ist als die anderen ist oder aber den Machern (Verantwortlichen) fällt diese Diskrepanz nicht auf. Keiner der beiden Varianten kann ich eine Ernsthaftigkeit entlocken. Etwas, dass ich wirklich respektieren könnte. Klar, ich könnte mich damit abfinden, dass es sich nur um ein paar doofe Gläubige handelt, die halt ihre Kindergartenspielchen abziehen. Aber in den Beiträgen kamen sogenannte, führende Politiker zu Wort. Und sie bezogen sich auf diese Themen. Sie SPRACHEN ganz im Sinne und Verständnis dieser Grundannahmen. Sie taten so, als gäbe es für derlei Argumentationen, Ansichten und Denkweisen Konsense, die weit über die Festlegungen von so etwas wie einer Verfassung hinausgehen. SIE MEINTEN DAS ERNST. Nicht, dass ich plötztlich doch wieder Politik etwas abgewinnen, geschwiegen denn sie ernst nehmen könnte, aber in dieser Selbstverständlichkeit schlummert eine solche ignorante Arroganz gegenüber der Realität, gegenüber den Teilen der Bevölkerung, die nicht glauben, gegenüber allen, die in der Lage sind, länger als fünf Minuten einer Reihe von Aussagen zu folgen, dass ... OOOOOAAAAAHHHHHH!!!!!... Unverschämt sowas! Ich will, dass Entscheidungsträger in der Lage sind, mich wenigstens auf einem Niveau zu verarschen versuchen, dass ich mich ernst genommen fühle. Ich will, dass dradio (das ich wirklich schätze, so sehr, dass ich auch solchen Quatsch durch GEZ-Gebühren finanziere), ich will, dass dieser Sender den Anstand hat, mich nicht für komplett blöde verkaufen zu wollen. Und ich will, dass diese ganze Religionskacke endlich dahin kommt, wo sie hingehört: In die Wohnzimmer, Keller und von mir aus eigenfinazierten Sporthallen derer, die sich das antun wollen. Sollen sie ihre Gotteshäuser bauen, von mir aus auch ihre Sprüche rufen, ihre Beiträge kassieren, den ganzen, erlösenden Kram, aber bitte für alle zu den gleichen Spielregeln. Ich will das für sie, damit ich ihnen gegenüber wenigstens ein Mindestmaß an Ernsthaftigkeit beibehalten kann und nicht einfach nur anfange zu lachen, wenn sich herausstellt, dass ich es mit einem religösen Menschen zu tun habe. Bitte liebe Gläubige, strengt euch ein bischen mehr an, wenn ihr ernst genommen werden wollt. Wir leben nicht mehr im Mittelalter. NOCH nicht mehr.