~~DISCUSSION~~

11.10.2009 14:06:39

Glück!

These: Jeder Mensch will hin und wieder das Raum-Zeit-Kontinuum sprengen. Vielleicht aus einem inneren Drang heraus, vielleicht aus der physikalischen Immanenz heraus, dass dieses Kontinuum sich eben nicht genau so darstellt wie wir es den größten Teil der Zeit auf der Erde wahrnehmen. Letztlich egal. Es gibt dieses Bestreben. Vermutlich in jedem von uns. Jeder kennt die Stunden, die „verfliegen“, die Momente, von denen man sich wünscht, dass sie nie vorüber gehen, die Tätigkeiten, die die bekannten Relationen von Zeit (teilweise auch von Raum) zu sprengen scheinen oder Spaziergänge, Fahrten, bei denen man sich hinterher fragt, wie man so schnell von A nach B gekommen ist. Alkohol (vermutlich jede Droge) ist eine Substanz die unterstützend wirkt, beim Versuch die Raumzeit zu durchbrechen. Aber auch Sport, letztlich alles was euphorisierend wirkt, was fasziniert, kann dazu beitragen, sich im Hier-und-Jetzt „zu verlieren“ und schafft dem zufolge die Grundlage hinterher nicht zu wissen wie man ins „Dort-und-Nachher“ gekommen ist. Es sind Minizeitreisen, die man dabei vollführt. Wer gut darin ist, kann sich solche Wurmlöcher selbstständig schaffen bzw. sich in Situationen oder Zustände versetzten, in denen diese Sprünge in Raum und Zeit stattfinden. In der jeweiligen Situation/dem jeweiligen Zustand muss man diese Steuerungsbemühungen allerdings abgeben. Die Zeitreise selbst lässt sich nicht kontrollieren. Sie ist neben dem Verlassen der üblichen physischen Grenzen auch ein Verlassen des üblichen Bewusstseinszustandes, was dazu führt, dass die Fokussierung (oder Streuung des Bewusstseins) grundlegend für die Dehnung bzw. Stauchung von Raum und Zeit sind. Ja, aber trotzdem bleiben doch dabei der Raum und die Zeit in „Wirklichkeit“ um einen herum gleichförmig! Es ist doch eben, weil sich das eigene Bewusstsein ändert keine „wirkliche“ Beugung von Zeit und Raum zu erkennen, könnte man einwenden. Stimmt! Jemand der bspw. nüchtern neben einem Betrunkenen her läuft, dem kommt der Nachhauseweg genauso lange vor, wie er ihm immer vorkommt. Stellt man jedoch beide Wahrnehmungen nebeneinander ohne die bekannte „Normalität“ als Maßstab zu Grunde zu legen so lässt sich immer wieder die Erfahrung reproduzieren, dass eine der beiden Personen den Weg als länger einschätzt als die andere. Da sich diese Zustände auch körperautonom herbeiführen lassen (wenn auch nicht so gezielt und vielleicht nicht ganz so ausgeprägt) kann als Gegenargument eine Beeinflussung durch äußere Faktoren und somit eine „Nicht-Normalität“ nicht gelten. Man kann natürlich die Häufigkeit der Raum-Zeit-Dehnungsphasen ins Verhältnis zu den Zeiteinheiten setzen, in denen sich Zeit und Raum interindividuell synchron verhalten. Dabei wird deutlich, dass die Synchronphasen deutlich überwiegen. Ein soziales Miteinander wäre überhaupt nicht anders denkbar bzw. käme gar nicht erst zu Stande. Und noch elementarer: Eine Wechselwirkung mit der Umwelt wäre nicht möglich, unterstelle man nicht grundlegend eine Linearität im „Lauf der Dinge“. Dennoch werden die überaus meisten Ausbrüche aus diesem Gefüge, als wohltuend empfunden. Man ist stolz auf diese Erlebnisse. Man definiert sich selbst zu einem guten Teil über die Aktivitäten bei denen man „einfach mal alles andere vergessen“ kann. Diese Erfahrungen bleiben als besonders einprägsam in Erinnerung und prägen besonders nachhaltig. Mir scheint, dass es ein inneres Bestreben des Menschen (und ich nehme an ebenso in allen selbstbewussten Lebewesen) gibt, derlei Erfahrungen zu sammeln, sich in solche Zustände zu begeben. Dies vorausgesetzt könnte man von einer sich darstellenden und von einer von uns erlebten Welt sprechen. Die meiste Zeit sind wir mit der sich darstellenden Welt konfrontiert, unsere Interpretation dieser eingeschlossen. Einen Teil der Zeit aber drehen wir den Spieß sozusagen um und machen uns selbst zum Maßstab und versuchen die Grenzen der sich darstellenden Welt zu sprengen. Dabei stellen wir teilweise fest, dass dies gelingt, bspw. wenn ein Sportler im „Adrenalinrausch, über sich hinaus wächst“. In manchen Fällen jedoch wird uns unmissverständlich klar gemacht, dass auch das Überschreiten von Grenzen Grenzen hat. Der Bus, den wir vielleicht gar nicht wahrnehmen, während wir betrunken und überschwänglich die Straße überqueren, wird uns von einer dieser Grenzen überzeugen, schaffen wir es nicht, Raum und/oder Zeit weit genug zu dehnen. Es gibt zahllose weitere Beispiele, alltägliche und welche aus Extremsituationen, die jeweils eine Verzerrung der gewohnten, sich darstellenden Welt nahelegen. Die Sekunden, die sich bspw. ausdehnen, während man das sich Anbahnen eines Unfalls als Unbeteiligter beobachtet, das „berühmte“ Leben das vor einem in Momenten der Todesgefahr ablaufen soll oder ein gutes Gespräch das schnell ein, zwei Stunden dauert, obwohl man den Eindruck hat, man habe sich eben erst getroffen. Trotzdem die beschriebenen Phänomene alle deutlich der Funktion des menschlichen Bewusstseins zuzusprechen sind, halte ich es für unstrittig, dass es zu eben diesem Bewusstsein auch eine physische Grundlage geben muss. Unser Bewusstsein wird in unserem Gehirn und auch in anderen Körperarealen (letztlich wohl in unserer gesamten Physis) „produziert“ bzw. bildet sich darin ab. Die entsprechenden Theorien, die zur Entwicklung von Intelligenz eine physische Komponente für zwingend notwendig halten (Embodyment (Wikipedia)) oder die Abbildung von Erlebnissen in muskulären Erregungszuständen werden seit einigen Jahren diskutiert. In der Physik gab es in den letzten Jahrzehnten einige, …, nennen wir es Kuriositäten. Mit den ersten Theorien über Quarks oder die Quantenmechanik, wird eben jene sich uns darstellende Welt relativiert. Es gibt elementare Dimensionen, in denen die uns bekannten Gesetzmäßigkeiten nur noch teilweise verbindlich sind. Ebenso verhält es sich in galaktischen Maßstäben. Die Unterstellung von etwas wie dunkler Materie ist, solch eine „galaktische Kuriosität“. Man geht heute davon aus, dass ein Viertel der existierende Materie im Universum, ohne dass Einigkeit darüber besteht, welcher Gestalt diese exakt ist, dunkle Materie ist. Etwas das uns in irdischen Relationen schlicht unvorstellbar erscheint. Mir geht es hierbei jedoch lediglich um die mathematische Relation, unterschiedliche, sicherlich existierende Konzentrationsverteilungen, klammere ich der Einfachheit halber aus. Setzt man eine, wie auch immer geartete, „unwahrnehmbare“ Masse mit einem Anteil von 25 Prozent galaxieweit voraus, existiert diese auch auf der Erde, um und in uns. Welche Ableitung kann man daraus ziehen? Hypothese: Wenn man es schafft, in einem Viertel seiner Lebenszeit beschriebene Zustände oder Situationen zu erleben, führt dies zu einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen der sich uns darstellenden und der von uns erlebten Welt. Wohlbefinden. Man ist glücklich. Und das aus tiefsten Inneren heraus.